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Platz für die ganze Familie

Im Humboldt-Krankenhaus gibt es jetzt ein breites Bett für die Entbindung (Berliner Abendblatt, 12.12.2007)

Oberarzt Norbert Fuhr und Damuta Sloma, stellvertretende Leiterin der Hebammen, haben bereits gute Erfahrungen mit dem Entbindungsbett gemacht, das Uwe Gremmler (m) entworfen hat.

Reinickendorf. Als das breite Bett im Sommer zwei Wochen zur Probe im Kreißsaal des Vivantes Humboldt-Krankenhauses stand, sind darauf 15 Babys zur Welt gekommen. "Viele Paare, die in dieser Zeit zur Besichtigung gekommen sind, waren enttäuscht, dass das Bett anschließend wieder weg war", berichtet Dr. Norbert Fuhr, leitender Oberarzt in der Gynäkologie. Jetzt ist das Bett wieder da. Die Klinik hat es gekauft, weil der Probelauf alle Beteiligten überzeugt hat. Alle Räume auf der Entbindungsstation sind freundlich eingerichtet. Die Technik verschwindet hinter Schranktüren, die Farbgebung ist optimistisch. Der Kreißsaal mit dem breiten Entbindungsbett sieht fast wie ein Schlafzimmer aus: Der Boden ist sonnengelb, das Bett hat terrakottafarbene Laken, es ist 145 Zentimeter breit und zwei Meter lang. Die Technik steckt im Sockel: sieben Motoren, die Fuß-, Mittelteil und Kopfteil hochklappen lassen oder das gesamte Bett auf eine Höhe von 92 Zentimeter bringen. "Das Bett verfügt über genauso viele Möglichkeiten wie ein normales Entbindungsbett. Nur ist es viel familienfreundlicher", sagt Fuhr.

Und genau darauf kommt es den Ärzten und Hebammen im Humboldt-Krankenhaus an: Nach der Geburt kann der Vater sich zu Frau und Baby mit ins Bett legen, die Hebammen lassen den Familien hier viel Zeit, das Neugeborene zu bestaunen und die Erlebnisse zu verarbeiten.

Und für die Geburt bietet das Bett alle Möglichkeiten, das Baby nicht im Sitzen oder Liegen zu bekommen, sondern verschiedene Positionen auszuprobieren. "Das können die Frauen sonst auf einer Matte am Boden. Aber wenn die Wehen immer stärker werden, steht kaum noch eine auf, um auf der Matte auszuprobieren, ob es sie erleichtert, sich über einen Gymnastikball zu legen oder die Wehen im Vierfüßlerstand zu veratmen. Auf dem breiten Bett kann die Frau solche Positionen ausprobieren, ohne aufstehen zu müssen", so Fuhr. "Und es ist sogar Platz genug für den Vater da, wenn die Frau von ihm gestützt werden möchte." Werdenden Vätern wird empfohlen, sich etwas Bequemes zum Anziehen mitzubringen, wenn es soweit ist.

Entworfen und gebaut wurde das Bett in dem mittelständischem Tischlereibetrieb von Uwe Gremmler in Göttingen. In enger Abstimmung mit Kliniken dort hat er das Bett entwickelt. "Manche Krankenhäuser empfehlen Paaren, sich eine Luftmatratze zur Geburt mitzubringen, damit der Vater sich mal darauf hinlegen kann, wenn die Geburt 20, 30 Stunden dauert", berichtet Gremmler, der die Geburt seiner beiden Töchter in einem breiten Bett miterlebt hat. "Das ist ein unglaublich wichtiges Ereignis, auch für die Väter, und es ist nicht richtig, dass für sie im Kreissaal oft buchtstäblich kein Platz da ist."

Das Bett, das den Namen "Parentis" trägt, hat er in seinem Vier- Mitarbeiter-Betrieb seit der Entwicklung im Jahr 2005 schon 20 Mal gebaut und verkauft. In Berlin ist das Humboldt-Krankenhaus sein erster Kunde. In der Klinik in der Teichstraße 2 kommen jedes Jahr 1.300 bis 1.400 Kinder zur Welt. © Berliner Abendblatt, 12.12.2007

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